Referans logo Referans Referans Referans üyelik Referans
Referans Referans
Referans


Die Eröffnungsrede des Vorsitzenden Ihsan Öner,
zum 25. Gründungsjahr der ATIB

Meine sehr geehrten Gäste,
meine geehrten Freunde,
sehr geehrte Vorsitzende unserer Schwesterorganisationen,
und ihre Vertreter, die ihr aus unserer Türkei, aus dem Balkan, aus verschiedenen Ländern Europas und aus verschiedenen Städten Deutschlands unserer Einladung Folge geleistet habt…


Unsere ausgewählten Pressevertreter, meine Damen und Herren, liebe junge Schwestern und Brüder…

Zuerst möchte ich euch alle mit Respekt und Zuneigung begrüßen.

Ich möchte euch allen besonders danken weil ihr unsere Einladung angenommen habt. Herzlich willkommen!

Heute haben wir uns hier versammelt um das neue Hauptgebäude zusammen mit euch, wenn auch verspätet, in Dienst zu stellen, d.h. um die Einrichtung unserer ATIB die ab diesem Jahr bereits eine siebenundzwanzig jährige Geschichte aufweist und die zum fünfundzwanzig jährigen Jubiläum ein Viertel Jahrhundert übersteigt, zu feiern und zu würdigen.

Ich bitte den allmächtigen Gott, dass die ATIB die zusammen mit unserem neuen Hauptgebäude die Möglichkeit hat einen breiteren Bereich Dienstleistungen bereitzustellen, in den nächsten Jahrhunderten an dem Punkt des Dienstes an unserer Gesellschaft und der Menschheit karitative Taten vollbringt und vollbringen kann.

Ich danke allen meinen Brüdern in eurer Gegenwart, die an der Übernahme dieses Gebäudes mitgewirkt haben. Ich danke auch meinen Brüdern, die mit ihren seit eineinhalb Jahren andauernden Sanierungsarbeiten dazu beigetragen haben, dass wir an diesem Punkt angekommen sind.

Ich danke auch dem allmächtigen Gott, der unserer ATIB nachdem wir 26 Jahre lang, länger als ein Viertel Jahrhundert auf engstem Raum unsere Dienstleistungen anboten, uns nun die Möglichkeit gegeben hat, Dienstleistungen in breiterem Umfang anzubieten.


Sehr verehrte Gäste,
Meine lieben Freunde,

Die ATIB wurde im Jahr 1987 gegründet. Obwohl ich eine mit ihrer Gründung in Zusammenhang stehende umfassendere Bewertung unserem Gründungsvorsitzenden überlassen möchte, würde ich als euer Bruder der tatsächlich an den Aktivitäten der Gründung teilgenommen hat, gerne ein paar Sätze sagen.

Die ATIB wurde nicht durch einen Beschluss von heute auf morgen gegründet. Sie ist eine Organisation deren Gründung in Dutzenden von Sitzungen und als Ergebnis von Konsultationen die hunderte von Stunden in Anspruch nahmen, die innerhalb einer Zeitspanne von mehr als einem Jahr durchgeführt wurden, beschlossen wurde. Es war eine sehr schwierige Entscheidung unter den Bedingungen der damaligen Zeit, aber gleichzeitig auch eine segensreiche Entscheidung.

8 Personen im engeren Sinne, 40 Personen im mittleren Sinne aber 1200 Personen im weitesten Sinne die beteiligt waren, erklärten in Mainz/Niederolm dass unsere Organisation realisiert werden würde. Unsere Gründer von denen man lange Jahre dachte dass sie einem Ideal dienten, trafen indem sie diesen Kampf aus einer politischen Partei heraushielten, unter den damaligen Umständen eine so schwierige Entscheidung, um den hiesigen, also den Entwicklungen in Europa und den Bedürfnissen der Türken in Westeuropa und unseren Leuten in einer angemessenen Form zu dienen.

Das Kernteam, welches bei der Gründung der ATIB eine führende Rolle spielte, machte einen solchen Schritt ohne die Besorgnis über eine politische Zukunft mit sich herumzutragen zum Preis einer Hypothek auf ihre eigene politische Zukunft. Diese Entscheidung war eine schwierige, mutige und segensreiche Entscheidung. Das können wir heute viel besser verstehen.

In eurer Gegenwart zeige ich mich erkenntlich und bedanke mich besonders bei den Vorsitzenden M. Serdar Celebi, Fikret Ekin und Selahattin Saygin für ihre Anstrengungen die sie seit der Gründung der ATIB bis jetzt geleistet haben und für ihre Mitwirkung dass wir bei diesem Punkt angelangt sind, weiterhin bei den Mitgliedern der Geschäftsleitung, den Vereinsvorsitzenden und den Leitern, unseren Mitgliedern und unseren Freunden die uns von Herzen verbunden sind.

Denjenigen die noch am Leben sind wünsche ich von Gott Gesundheit und Wohlergehen, allen unseren verstorbenen Gründern, Leitern und Mitgliedern wünsche ich Gottes Barmherzigkeit.

Sehr verehrte Gäste,
meine lieben Freunde:

Unsere Leute in Europa hatten bereits seit den achtziger Jahren ihre Entscheidung getroffen: Diejenigen die für 3 - 5 Jahre hierhergekommen waren, würden nicht mehr zurückkehren, nicht mehr zurückkehren können.

Wenn die Redensart erlaubt ist, holten sie Kind und Kegel her um sich von der nomadischen Lebensweise loszulösen und nahmen ein sesshaftes Leben auf. Hier entstand nun eine türkische-muslimische Minderheit. Die Gründer der ATIB hatten das zu jener Zeit erkannt. Die Gesellschaft die hier in einen sesshaften Zustand überging, hatte sehr viele verschiedene Erwartungen. Man spürte und würde noch mehr spüren dass hier ein Bedarf an speziellen Dienstleistungen bestand. Wir waren nun mit dem in der Türkei verwendeten Ausdruck „Almancı“ (Deutschtürken), also im Sinne dieses Ausdrucks der nicht verwendet werden sollte keine Fremden. Wir waren die Türken Westeuropas. Die erste Person welche diesen Begriff in unsere Literatur einbrachte, war der Gründungspräsident der ATIB, Serdar Celebi. Diejenigen die diesen Ausdruck zuerst hörten waren verwundert, ja sogar seltsam überrascht woher dieser denn nun kam. Ja, weil unsere Landsleute die hierhergekommen waren um ihr Brot zu verdienen sich entschlossen hatten hierzubleiben, musste man sie als die Türken Westeuropas bezeichnen.

Ab heute benutze ich den Ausdruck „Zugvögel“ für unsere Leute aus der ersten und zweiten Generation die 6 Monate in der Türkei und 6 Monate in Europa verbringen, die wenn die Sonne aufgeht in die Türkei fahren und wenn sie untergeht, zurückkehren. Unsere Leute die einen Teil ihres Lebens von ihren Kindern getrennt verbracht haben, können weder dort noch hier vollständig zurückkehren und auch nicht bleiben.

Die ATIB hat in ihrer siebenundzwanzig jährigen Geschichte etliche segensreiche und dauerhafte Taten vollbracht und sie ist eine wirkliche Massenorganisation deren Unterschrift unter etlichen Prinzipien steht.

Sie bestimmt ihr Management, ihre Tagesordnung, ihre Arbeitsbereiche und ihre Methode ganz durch Mechanismen die sie selbst entwickelt hat. Sie arbeitet je nach ihrem Willen mit verschiedenen Organisationen zusammen, aber sie nimmt von keinem Befehle oder Anweisungen entgegen. Die Philosophie der Organisation lautet: „Wo das Recht ist, dort sind auch wir.“ In diesem Sinne legte sie eine Haltung dar und wird sie auch weiterhin darlegen.

Sehr geehrte Gäste,
Liebe Brüder und Schwestern,

Die Bedeutung unserer hiesigen Massenorganisationen nimmt jeden Tag etwas zu. In unserem täglichen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Leben erlebt man einen solch schnellen Wandel, dass es ziemlich schwierig ist mit ihm Schritt zu halten, ihm zu folgen und wo nötig auf einige Änderungen am Leben der Organisation und ihren Aktivitäten zu reagieren.

Obwohl die ATIB bei vielen Fragen, gelegentlich bei Ideen, gelegentlich bei Aktivitäten welche die Türken und Muslime in Europa eng betreffen die Initiative ergriffen hat, hat sie nicht die Besonderheit eine bescheidene Organisation zu sein aufgegeben.

Sie hat sich vor der türkischen Gemeinschaft ein Ziel gesetzt, indem sie ständig die Notwendigkeit einer gebildeten, organisierten und reichen Gemeinschaft hervorgehoben hat und hat in dieser Frage im Rahmen ihrer Möglichkeit Anstrengungen durchgeführt.

Die ATIB glaubt, dass besonders die Türken in Westeuropa als Minderheit, die ein gebildetes, ein organisiertes und ein bestimmtes Wohlstandsniveau erreicht hat, ihre Existenz wird behaupten können.

Folgende Dinge in der muslimisch-türkischen Gesellschaft in Europa müssen kurz- und mittelfristig einer Lösung zugeführt werden:

­ Die offizielle Anerkennung des Islam oder unsere Anerkennung als Status einer Religionsgemeinschaft,
­ Den Fortbestand unserer türkischen Muttersprache auch wenn wir unterschiedlicher ethnischer Herkunft sind als Zivilisations- und Kultursprache sichern.
­ Die Verbreitung des Religionsunterrichts in ganz Deutschland auf einem evidenten Niveau.
­ Die Zuerkennung des Rechts auf Ausübung ihrer Berufe im öffentlichen Bereich für die muslimischen Frauen mit Kopftuch.
­ Die Islamphobie
­ Die Zuerkennung des Rechts auf doppelte Staatsbürgerschaft für alle Türken.

Als eine zivile Massenorganisation müssen wir uns diesen lebenswichtigen Problemen offen und in einem Geist der Einheit stellen, indem wir die Vorurteile gegen uns beiseite stellen.

Es gibt Probleme die ohne Unterschiede zu machen vom türkischen Staat und der Regierung in Zusammenarbeit mit allen zivilen Massenorganisationen angegangen werden müssen. Wir haben Probleme, die der türkische Staat mit seinen Partnerländern in Europa und auch als Regierung indem er sich den hiesigen Organisationen in einem gleichen Abstand mit einer vorurteilsfreien Annäherung darstellt, gemeinsam mit den Vertretern der zivilen Massenorganisationen und uns gelöst werden können.

Besonders in Deutschland gibt es für die türkischen Migranten rechtliche Hindernisse und Statuten die nicht mehr in das menschliche Gewissen passen und die erneut auf den Tisch gelegt werden müssen. Diese unsere Probleme sind jedermann bekannt. Auch wir als Leiter der zivilen Massenorganisationen kennen diese. Auch die Staaten und die Regierungen kennen sie. Es ist nur leider sehr schwierig zu sagen dass in der Frage ihrer Lösung wirkliche Schritte unternommen werden müssen.

Gemäß Ländern wie Deutschland, Belgien, Holland und Österreich sollten noch strengere Regeln implementiert werden. Aber bei bestimmten Fragen wie der Behinderung durch die Sprachprüfung bei der Familienzusammenführung, der doppelten Staatsbürgerschaft, dem bis gestern existierenden Optionsmodell bei der Staatsbürgerschaft und dem Religionsunterricht, ist Deutschland noch rigoroser als die anderen Länder.

Obendrein erschwert die Unempfindlichkeit unserer hiesigen Gesellschaft gegenüber diesen Ereignissen, von der im besten Fall ein Anteil von ungefähr 25% Mitglied von Vereinigungen ist, unsere Arbeit erheblich. Entweder können wir als zivile Massenorganisationen unsere hier geborenen und aufgewachsenen jungen Generationen nicht ansprechen, oder diese sind teilnahmslos. Auch wenn es sehr schmerzhaft sein mag, aber unser Bild ist so.

Die erste Frage die sich hier stellt ist was könnte die Lösung sein? Bei aller Wertschätzung, aber nicht jeder kann bei diesen Fragen einer Meinung mit mir sein. Jeder kann diese Ereignisse auf eine andere Art wahrnehmen und verschiedene Lösungsvorschläge haben. Als euer Bruder der seit 40 Jahren in Europa in verschiedenen Positionen in zivilen Massenorganisationen gedient hat, möchte ich zuerst dies betonen: Unsere Probleme werden nie enden. Wir beschäftigen uns mit den Menschen, wenn ihr menschen-orientiert arbeitet und denkt ein Problem gelöst zu haben, werdet ihr am gleichen Tag feststellen dass schon wieder etliche andere Probleme entstanden sind. Wie ich schon gesagt habe, erlebt die Welt einen sehr schnellen Wandel.

Daher hat die ATIB sich seit ihrem Gründungstag bemüht die ihrer Meinung nach notwendigen Dinge durchzuführen, hat Schritte unternommen und die notwendigen Aufrufe durchgeführt, um zusammen mit den anderen zivilen Massenorganisationen einen Aktionsplan erstellen zu können.

Dieser Punkt war teilweise erfolgreich. Auf der anderen Seite haben die deutschen und türkischen Regierungsbeamten immer wieder ihre mit den Lösungen in Zusammenhang stehenden schriftlichen und mündlichen Forderungen zum Ausdruck gebracht und nicht auf ihre Ermahnungen verzichtet.

Beispielsweise haben wir bei der Initiative „nimm an der Wahl teil“, die vor den Wahlen erstellt wurde und die in einigen zivilen Massenorganisationen und den Medien unserer Organisation stattfand und später auch bei der Übermittlung unserer Forderungen in Form eines Briefes der sicherstellt dass er alle Parlamentarier erreicht und bei den Bemühungen zur Aufhebung des Optionsmodells das im Land bevorzugt wurde, einen aktiven Dienst eingenommen.

Bei der Bildung des heutigen Koordinierungsrates der Muslime in Deutschland kamen auch der erste Vorschlag und der erste Schritt von der ATIB. Während wir auf der einen Seite das Versuchsprojekt das wir als das Osmanische Modell qualifizierten den Schwesternorganisationen öffneten, wurde parallel dazu im Jahre 2005 die Konstitution vorgestellt welche die Vereinigung der Muslime in Deutschland garantiert und die ATIB-ZMD als Gremium an das Ministerium für religiöse Angelegenheiten abgegeben. Auch wenn wir jetzt noch nicht bei dem gewünschten Niveau angekommen sind, gibt es doch eine solcheVereinigung. Auch bei den Bemühungen wegen der Sorge dass unsere „türkische Muttersprache, unser Türkisch“ verloren gehen könnte und der damit verbundenen Verantwortung, haben wir eine führende Rolle eingenommen. Leider konnten wir bei diesem Thema noch nich das Niveau erreichen das wir uns gewünscht hätten. Wenn unsere türkische Muttersprache nicht mehr existiert, dann existieren auch wir nicht mehr.

90% Prozent unserer Kinder können nicht richtig in ihrer türkischen Muttersprache sprechen. Unsere Leute die Kinder haben, sind bei diesem Thema unempfindsam, leider auch unsere Regierungen. Der Staat muss sich diesem Thema mit Vorrang annehmen. Die Regierungen der Länder in denen wir leben müssen mit ihren Verantwortlichen zusammen mit unseren zivilen Massenorganisationen reelle Anstrengungen unternehmen um dieses sehr wichtige Thema einer schnellen Lösung zuzuführen. Türkischunterricht muss in den normalen Lehrplan aufgenommen werden, und die gegebenen Noten müssen bei der Versetzung in eine andere Klasse berücksichtigt werden. In sämtlichen Schulen muss Türkischunterricht gegeben werden.

Die doppelte Staatsbürgerschaft ist in Deutschland für niemanden, außer für die Türken, verboten. Es muss von der Diskriminierung und den Zugeständnissen welche die doppelte Staatsbürgerschaft verhindern, indem man euch Karten gibt die früher „rosafarbene Karten“ und heute „blaue Karten“ genannt werden, Abstand genommen werden. Bei diesem Punkt müssen wir als zivile Massenorganisationen, aber auch unsere Regierungen mit ihren Ansprechpartnern uns dieses Thema ernsthaft vornehmen und einer Lösung zuführen.

In einem Land wie Deutschland ist der Islam noch immer nicht als offizielle Religion anerkannt, das ist eine Rechtsverletzung in einem ernsten Sinn, weil unseren Kindern kein offizieller islamischer Religionsunterricht erteilt werden kann. Bei diesem Thema gibt es laufende Anstrengungen, aber diese sind noch nicht genug. Die Zeit vergeht, die Generationen wachsen heran, aber sie können ihr Grundrecht auf Religionsunterricht nicht in Anspruch nehmen.

In diesem Punkt verzögern die islamischen Institutionen die Lösung des Problems, weil sie in den Bundesländern mehr im eigenen Namen als in einer Partnerschaft arbeiten. Der Koordinierungsrat der Muslime in Deutschland (KRM) welcher sich als Einheit darstellt, muss sich in allen Bundesländern gegen die Regierungen stellen und als einziger Ansprechpartner seine Forderungen zur Sprache bringen. Leider muss ich feststellen dass der mit der Zeit sich verbreitende Vereinsfanatismus einer der größten Hindernisse auf dem vor uns liegenden Weg ist.

Leider verzeichnen die Diskriminierung, der versteckte Rassismus und die Islamfeindlichkeit die nun Islamphobie genannt wird in allen europäischen Ländern einen kontinuierlichen Anstieg. Noch immer ist das Leid von 10 unschuldigen Menschen von denen 8 Türken waren in unseren Herzen, die in einem Land wie Deutschland von der NSU-Terrorgruppe ermordet wurden, nur weil sie Türken waren. Auch die an Orten wie Solingen und Mölln durch Verbrennen ermordeten Türken sind ein tragisches Beispiel für diese Feindschaft. Auch in dieser Hinsicht scheinen leider keine sichtbaren Anstrengungen unternommen worden zu sein. Diese Feindschaft ist leider nicht nur eine bei Randgruppen anzutreffende Erscheinung. Man kann an vielen Orten Dingen wie Vorurteile, Ausgrenzung, Diskriminierung und Erniedrigung begegnen.

In dieser Hinsicht gibt es gemeinsame Bemühungen, welche die zivilen Massenorganisationen durchgeführt haben. Unsere Bemühungen um uns besser bekanntzumachen müssen fortgeführt werden, nur die Anstrengungen von zivilen Massenorganisationen reichen nicht aus. Die Regierungen dieser Länder, die politischen Parteien, die Gewerkschaften, die zivilen Massenorganisationen und besonders die Medieninstitutionen müssen in dieser Hinsicht ernsthafte Anstrengungen unternehmen.

Auch wenn sie nichts Positives erreichen können möchte ich mit dem Gleichnis „stört mich nicht, etwas anderes erwarte ich nicht“ sagen, dass es immer noch besser ist als sich mit negativen Anstrengungen zu befassen.

In diesen Ländern müssen auch auf die Mehrheitsgesellschaft gerichtete Integrationsbestrebungen unternommen werden. Das Problem ist nicht die Unangepasstheit der Migranten. Das Problem ist die mangelnde kulturelle Akzeptanz in der Mehrheitsgesellschaft, Menschen aus anderen Kulturen und ethnischen Hintergründen anzunehmen so wie sie sind. In diesen Gesellschaften muss eine Kultur des Zusammenlebens entwickelt werden.

Sehr geehrte Gäste,
meine lieben Freunde,

Das Problem hat auch eine türkische Dimension. Ich sage es bei jeder Gelegenheit, unser Heimatland ist die Türkei und unsere Wurzeln sind dort. Obwohl seit der Migration mehr als fünfzig Jahre vergangen sind, ist unser Gesicht noch immer dorthin gerichtet. Wir sehen die Türkei, aber die Türkei sieht uns nicht. Die Regierungen nehmen uns nicht in ihre Agenden auf. Jede politische Struktur wählt sich einen Ansprechpartner aus und versucht seine Angelegenheit mit diesem Ansprechpartner zu lösen. Aber der Punkt ist der, die hiesigen Probleme nicht zu lösen, sondern seine eigene Propaganda und seine eigene Politik hier zu verbreiten, Anhänger zu sammeln und von Zeit zu Zeit eine Show abzuziehen…

Solange dieses Verständnis und diese Perspektive sich fortsetzen, kann auch die Türkei für die hiesigen Probleme keine Lösungen finden. Ich denke, dass die türkischen Regierungen zusammen mit den hiesigen zivilen Massenorganisationen, ohne Diskriminierung und ohne Klientelsuche, durch eine gute Kooperation Projekte entwickeln und durch Beratung und gegenseitigen Austausch von Informationen die Probleme Schritt für Schritt lösen können.

Gemeinsam sind wir stärker. Jede Art von Zusammenarbeit bedeutet die Lösung eines Problems. Das geschieht manchmal durch die Einheit der zivilen Strukturierungen untereinander, manchmal auch durch die Zusammenarbeit der zivilen und offiziellen Strukturierungen. Wir haben einen maximalen Bedarf an beiden Strukturierungen.

Sehr geehrte Gäste,
meine lieben Freunde,

Die ATIB wird ihre Anstrengungen im Sinne dieser Gedankenstruktur fortführen. Sie wird ihre Anstrengungen innerhalb ihrer eigenen Möglichkeiten bei etlichen Themen wie dem Erhalt des islamischen Lebens, den Dienstleistungen der Moschee beim Schutz der kulturellen Identität und der Niederlassung, der großen und kleinen Pilgerfahrt, der religiösen Bildung der Kinder, der Bildung unserer Jugendlichen, der Belebung der kulturellen Werte, bei Abenden, Ausflügen, Seminaren, Konferenzen und humanitären Hilfen fortführen. Es ist das Ziel der ATIB bei der Durchführung dieser Anstrengungen dass der Fortbestand der muslimisch-türkischen Identität hier auch in den nächsten 50 oder 100 Jahren sichergestellt ist. Durch die Bewahrung seiner eigenen Werte und Identität hier, gewinnen auch diese Gesellschaften in denen man lebt an Wert. Es ist der Versuch eine Partnerschaft zu schaffen welche die gegenseitigen Werte akzeptiert und nicht eine Parallelgesellschaft zu schaffen. Jede kulturelle Struktur in der Gesellschaft ist ein Mehrwert, ein separater Reichtum. Wir wünschen uns ein Deutschland und ein Europa in dem der Muslim Ahmet mit dem europäischen Christen Peter, die ihre kulturellen Werte gegenseitig anerkennen, Hand in Hand in die Zukunft gehen können.

Es sollte unser Ziel sein uns auch in den nächsten 50 oder 100 Jahren den veränderten Bedingungen anzupassen, noch besser organisiert zu sein, uns der Sache der muslimischen Türken in der Gesellschaft in der sie leben anzunehmen und die Generationen die dieses Problem als ihr eigenes Problem wahrnehmen, sich aneignen und seinen Kampf führen aufzuziehen.

Trotz aller existierenden Probleme müssen wir es uns zum Prinzip machen uns der Sache positiv zu nähern und hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen.

Es ist auch nicht so als ob es keine Gründe für diese positive Sichtweise gäbe. Trotz allem nimmt die Zahl unserer studierten akademischen Jugendlichen jeden Tag zu. Auch die Zahl der türkischen Migranten die uns besser verteidigen können, die ihren Platz innerhalb der politischen und sozialen Strukturen in den Ländern in denen sie leben einnehmen, die Direktoren, Parlamentarier und Minister werden, nimmt kontinuierlich zu. In diesen Entwicklungen gibt es erfreuliche Ereignisse. Wenn wir uns noch mehr anstrengen indem wir noch mehr Verantwortung übernehmen damit wir zu dem Mechanismus der Entscheidungen gelangen, kann die Lücke hinter uns eingeengt werden und wir können über unsere Existenz in diesen Gesellschaften in einer positiven Form sprechen.

Nicht der Dialog mit 3 oder 5 Personen oder nur mit den Vertretern von bestimmten Gruppen, sondern durch Selbstdarstellung mit den Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft in Kontakt zu treten, führen zu einem Resultat.

Bei diesem Punkt können wir als zivile Massenorganisationen einen gemeinsamen Aktionsplan entwerfen. Sein Ziel ist nicht ich, du oder er sondern wir, wenn wir uns das Wir zu eigen machen und hinnehmen können, dann hätten wir die gewünschte Einheit erreicht. Diese Einheit bedeutet noch schneller zu Größe und Resultaten zu gelangen.

Sehr geehrte Gäste,
Liebe Freunde,

Ich danke euch allen für eure Teilnahme an der Eröffnung unseres neuen Hauptgebäudes und an unserer Jubiläumsfeier zum 25 jährigen Bestehen.

Auch wenn wir in den letzten Jahren noch kein ausreichendes Niveau der Kooperation zwischen den zivilen Massenorganisationen erreicht haben, danke ich besonders den Vorsitzenden und Vorständen unserer Schwesterorganisationen die sich bemüht haben dass wir bei der heutigen Situation angelangt sind. Ich grüße euch alle nochmals mit Respekt und Liebe.

Möget ihr Gott anvertraut sein

İhsan Öner
(Vorsitzender)


Köln, 19.01.2014