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Verantwortliches und bewusstes Handeln bringt Segen

Man sagt, dass Handeln Segen bringt. In den letzten Wochen hat sich sowohl in der Türkei als auch in Deutschland ziemlich viel ereignet. Eine Reihe von Ereignissen wie der Friedensprozess in der Türkei, die Intellektuellen, die Ereignisse im Gezi Park, Proteste, Veranstaltungen zur Respektierung der Demokratie etc. haben eine verzwickte Situation hervorgerufen. Verschwörungstherorien, Kommentare, Bewertungen, Verteidigungen und Schuldzuweisungen schweben in der Luft. Der Verstand des Volkes ist verwirrt, der eine ergreift Partei, der andere ist neutral, aber als Ergebnis ist jeder ziemlich unglücklich über diese Situation.

Die Situation in Deutschland ist nicht anders als die in der Türkei. Die Ereignisse in der Türkei spiegeln die Ereignisse in Deutschland wider und zur Diskussion gestellte Behauptungen die mit dem NSU Fall, den bevorstehenden Wahlen, der Wirtschaftskrise in der EU und wie die USA die ganze Welt abhören und noch einige andere Ereignisse bilden die Tagesordnung der Aktivitäten in Deutschland.

Wenn Sie sich die Kommentare und Bewertungen die in den Zeitungen, dem Radio, dem Fernsehen und den sozialen Medien gemacht werden anschauen, erscheint es unmöglich, dass Sie die Ereignisse objektiv wahrnehmen. Ich bin seit vierzig Jahren in Deutschland und es ist so viel passiert und ich habe noch nicht gesehen dass die Zeitschrift der Spiegel den Türken ein Zeichen gegeben hätte indem sie in türkischer Sprache veröffentlicht hätte.

Während wir Türken in Europa versuchen uns von den Ereignissen in der Türkei fern zu halten, versucht die Zeitschrift der Spiegel unter dem Decknamen nun gebe ich den Türken ein Zeichen, sich die Ereignisse der Türken in Europa einzuverleiben. Diese Geste (!) hat mich wirklich sehr bewegt.

Allerdings ist die Türkei unsere Heimat. Wir können wegen den Ereignissen dort nicht gleichgültig bleiben. Aber ist unsere Heimat nicht auch hier? Sind die dritten und vierten Generationen nicht hier zur Welt gekommen und wird die zukünftige Heimat dieser Generationen nicht hier sein? Warum eigentlich verhalten wir uns angesichts unserer Probleme hier so unsensibel? Warum haben Tausende von Demonstranten die in Deutschland gegen die türkische Regierung wegen Gezi Demonstrationen zur Unterstützung organisiert haben, oder die gegen diese Demonstrationen und Meetings für „den Respekt zur Demokratie oder zur Unterstützung der Regierung“ organisiert haben nicht die gleiche Entschlossenheit zu Beginn des NSU-Prozesses in München wegen der Tötung von acht Türken gezeigt und warum haben sie nicht die Initiative zur Bewältigung unserer hiesigen Probleme ergriffen und eine Demonstration oder ein Meeting gegen den Rassismus organisiert? Diejenigen die zum Zweck die Proteste gegen die türkische Regierung zu unterstützen mit Autobussen von München nach Köln und Düsseldorf gekommen sind, haben natürlich das Recht ihre demokratischen Reaktionen und ihre eigenen Gedanken darzulegen, und das verstehen wir auch. Aber warum versammelten sie sich nicht vor dem Gericht das von ihren Häusern in München nur 2-3 km entfernt ist?

Wenn wir unsere Probleme hier nicht bewältigen, wer dann? Wenn wir auf die Ereignisse in der Türkei so schnell reagieren können, warum können wir dann angesichts unserer hiesigen Probleme derart stumm und taub bleiben?

Die Türkei ist ein demokratisches Land. Es existieren dort politische Parteien, eine Regierung, eine Opposition, zivile Massenorganisationen, Gewerkschaften und 70 Millionen Menschen. Diese können die Probleme in der Türkei nicht lösen, aber wenn ihre wichtigste Frage nicht gelöst ist müssen wir Türken in Europa dann diese Aufgabe übernehmen? Das erinnert mich an ein Sprichwort. Man sagt ja: „Wenn du eine Medizin hast, dann schmiere sie dir auf deine eigene Glatze.“

Kommen wir nun zu diesem Europa, das wir als unsere „zweite Heimat“ bezeichnen…Kommen wir zu unseren Freunden Deutschland, England, Frankreich, Belgien und Holland, die versuchen uns Unterricht in Sachen Demokratie, Menschenrechte und Freiheit zu geben.

Zwar sind wir schon seit 50 Jahren hier…Aber bei welchem Punkt sind wir angelangt? Die islamische Religion ist in einigen europäischen Ländern noch immer nicht offiziell anerkannt. Religionsunterricht kann noch nicht gegeben werden oder beginnt gerade erst. Der Rassismus gegen den Islam befindet sich in einer extremen Phase. Die doppelte Staatsangehörigkeit für die Türken die wir so gerne möchten erkennen Sie nicht an, stattdessen zwingen Sie die hier geborenen Jugendlichen in ein „Optionsmodell“, entweder du wirst Deutscher oder Türke. Sie fahren weiterhin fort mit der Türkei, die sie seit 50 Jahren vor der Türe der EU warten ließen ein doppeltes Spiel zu spielen und zweierlei Maß anzuwenden. Wer soll da um Gottes Willen noch an die Aufrichtigkeit Ihrer Freundschaft glauben…

Prinzipiell hängt Bedrängnis auch mit Vertrauen und Aufrichtigkeit zusammen. Wenn sich in Ihren Maßnahmen und Anwendungen Unaufrichtigkeit und Unsicherheit breit machen, dann werden Ihre Ermahnungen ebenfalls so ausfallen. Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen kann man kein Ziel erreichen. Ermahnungen zwischen zwei befreundeten Ländern müssen auf gegenseitiger Basis in einer diplomatischen Sprache vorgebracht werden. Offen gesagt haben die über die Medien verbreiteten Ermahnungen keinerlei Gültigkeit, und man kann diese nicht ernst nehmen. Wir als Türkischstämmige die hier leben, leiden unter dieser Situation.

Wir kennen die Türkei sehr gut. Und auch Europa… Wir sind dort und auch hier…Wir als in Europa lebende Türken sind sehr wohl in der Lage wer wie viel aufrichtig ist zu verstehen und zu analysieren. Der anatolische Mensch ist sehr aufrichtig und loyal, übt keinen Verrat und akzeptiert auch nicht dass jemand dem Verrat ausgesetzt ist.

Diese Vorkommnisse in der Türkei und in Europa haben hoffentlich zur Folge dass sich die Menschen angesichts dieser Ereignisse sensibler und verantwortlicher verhalten und, dass sie der Gesellschaft Ruhe und Frieden bringen.


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